PROFESSIONELLER NOTENSATZ
Dieser Artikel befasst sich mit wichtigen Aspekten des professionellen Notensatzes. Dabei steht weniger die Notation im Mittelpunkt, sondern vor allem die technischen Voraussetzungen dafür, dass die mit Software erstellten Noten zur professionellen Herstellung von Druckerzeugnissen (Notenausgaben oder Büchern von Musikverlagen etc.) verwendet werden können.
Postscript-Formate und professioneller Druck
Warum müssen Notengrafiken in Postscript-Formaten (EPS, PS, PDF) vorliegen, um im Profi-Druck fachgerecht verarbeitet werden zu können?
Postscript-Formate wie (PS, EPS, PDF etc.) beruhen auf Vektor-Grafik und sind somit ohne Qualitätsverlust beliebig skalierbar. Für ihre Verarbeitung in Layouts, die mit DTP-Programmen erzeugt werden, ist damit ein hohes Maß an Flexibilität gewährleistet. (In der professionellen Verlagsarbeit wird in den seltensten Fällen das Layout direkt aus dem Notensatzprogramm heraus gedruckt.)
Warum können Tiff-Grafiken nicht den gleichen Zweck erfüllen?
Grafiken im TIFF- oder JPG-Format sind Pixelgrafiken und daher ohne Auswirkungen auf die Qualität nicht beliebig skalierbar. Um dies zu kompensieren, müsste man Pixelgrafiken in sehr hoher Auflösung (z. B. 1200 dpi) erzeugen. Grundsätzlich ist das möglich, aber solche Dateien und damit auch die DTP-Dateien, die daraus erzeugt werden, sind sehr groß und haben zusätzlich den Nachteil, unflexibel in der Skalierbarkeit zu sein. Der Unterschied wird besonders deutlich, wenn man Grafiken am Bildschirm extrem vergrößert. Während PDFs mit eingebetteten Vektorgrafiken stets perfekt glatte Konturen aufweisen (Abb. links), zeigen Pixelgrafiken desto deutlicher Stufen, je geringer die Auflösung ist (Abb. rechts).
Abb. links: EPS-Grafik Abb. rechts: Tiff-Grafik (600 dpi)
Es ist klar, dass die Rundungsfehler bei einer Skalierung von Pixelgrafiken für Unregelmäßigkeiten z. B. bei der Liniendicke führen können. Nur wenn der verwendete Drucker in genau der Auflösung der Grafik druckt (z. B. 600 dpi), ist gewährleistet, dass jeder Pixel in der Grafik auch genau einem Pixel im Druck entspricht und dass damit eine Druckqualität erreicht werden kann, in der die Rasterung der Pixel kaum zu erkennen ist. Ferner darf dazu die Grafik bei einer Verarbeitung in einem DTP-Programm nicht verkleinert oder vergrößert werden, sondern muss dort genau der originalen Größe (100%) entsprechen.
Auch wenn man die Verminderung der Druckqualität bei Pixelgrafiken in sehr hoher Auflösung nicht immer mit bloßem Auge wahrnehmen kann, ist eine solche Vorgehensweise für die professionelle Druckvorstufe inakzeptabel.
Notengrafiken im Tiff-Format eignen sich daher eher für maximal semiprofessionelle Anwendungen, in denen eine Weiterverarbeitung von Postscript-Formaten wie EPS-Grafiken nicht möglich ist oder zu aufwändig wäre - z. B. zur Einbettung in MS-Word-Dokumenten.
Postscript-Formate und Fonts
Noten (Notenköpfe und -hälse, Notenlinien und alle Art Zeichen) werden in einem Notensatzprogramm wie ein Schriftfont behandelt. Beim Export von Notengrafiken müssen diese Schriften entweder beim Tiff-Export in Pixel umgewandelt werden, oder die Fonts müssen in die Vektorgrafik (z. B. EPS) "eingebettet" werden, damit das weiterverarbeitende Programm diese Zeichen auch korrekt darstellen kann. Deshalb bieten professionelle Notensatzprogramme die Option zum Einbetten der Fonts beim EPS-Export an. Diese braucht man nur dann nicht anwenden, wenn die Weiterverarbeitung auf dem Rechner stattfindet, auf dem diese Fonts auch installiert sind. (Ein weit verbreiteter Fehler bei der Weitergabe von EPS-Grafiken ist, dass die Zeichensätze nicht korrekt in die Grafiken eingebettet sind.)
Das korrekte Einbetten aller im Dokument verwendeten Fonts in eine exportierte Postscript-Datei wie z. B. eine EPS-Grafik ist eine zwingende Voraussetzung dafür ist, dass diese Grafik auf jedem beliebigen System fehlerfrei weiter verarbeitet werden kann.
Daher ist der Export von Postscript-Formaten wie EPS-Grafiken mit eingebetten Fonts eine unverzichtbare Funktion in Notensatzsoftware, die den Anspruch erhebt, auch für die professionelle Druckvorstufe brauchbar zu sein.
DTP-Software für die Druckvorstufe bietet darüber hinaus weitere Funktionen, die einen Export der Projekte als Druckdateien im PDF-Format zu gewährleisten, die vollkommen unhabhängig vom weiterverarbeitenden System ein 100%ig identisches Erscheinungsbild aufweisen. Solche Standards sind z. B. in den PDF/X-Formaten festgelegt. Eines der wichtigsten Kriterien dabei ist wiederum die Einbettung der im Dokument verwendeten Fonts im PDF-Dokument, sodass diese für die Weiterverarbeitung der PDFs nicht mitgeliefert werden müssen.
© 2010 by Wolfgang Fiedler